„Eltern werden ihre Jobs verlieren“

Göttinger Tageblatt vom 03.11.2023:

„Eltern werden ihre Jobs verlieren“: Wie Kindergarten-Eltern in Lödingsen gegen Schließungen kämpfen

Personalausfälle im Kindergarten Lödingsen (Flecken Adelebsen) führen immer wieder zur Schließung der Einrichtung. Die Eltern sind verzweifelt. Ihre Nöte und Ideen haben sie Bürgermeister Holger Frase jetzt vorgetragen.

Adelebsen. Die Lödingser Eltern sind wütend. Personalausfälle im Kindergarten führen immer wieder zur Schließung der Einrichtung von einem Tag zum anderen. „Das ist für die meisten von uns existenzbedrohend“, so das einhellige Empfinden. Ihr Anliegen haben 18 Mütter, Väter und einige Kinder jetzt Adelebsens Bürgermeister Holger Frase (SPD) während dessen Bürgersprechstunde vorgetragen.

Bereits im März hatten die Eltern auf die prekäre Lage in der Regenbogen-Kindertagesstätte aufmerksam gemacht (das Tageblatt berichtete). Immer wieder werde morgens kurzfristig Bescheid gegeben, dass die Einrichtung geschlossen bleiben müsse. Aus Sicht der Eltern sei die Personaldecke so dünn, das Personal derart belastet, dass die „Mitarbeiterinnen total erledigt sind, wenn wir die Kinder abholen“, so beschreibt Franziska Jenner die Situation. 

Bei steigender Anfälligkeit des Personals sei entsprechend auch das Ausmaß der Fehltage der Mütter und Väter an ihren Arbeitsplätzen hoch, „irgendwann werden deshalb Eltern ihre Jobs verlieren“. Auch Selbstständige hätten hohe Einnahmeverluste, weil sie die Betreuung ihres Nachwuchses immer wieder selbst übernehmen müssten, berichtet Elternvertreterin Maike Schneider. 

Kita Lödingsen: Problem der Arbeitsüberlastung

Das Problem der Arbeitsüberlastung des Personals sieht auch Bürgermeister Frase. „Wir haben in allen Einrichtungen Fehltage. In größeren wie St. Martini können wir das ausgleichen, aber Lödingsen ist unser Sorgenkind.“ Es seien Stellen ausgeschrieben, aber die RResonanz darauf lasse zu wünschen übrig. Zum einen gebe es kaum jemanden, der eine befristete Beschäftigung annehmen wolle – und wenn sich jemand melde und einen Tag zur Probe arbeite, müsse es auch „für beide Seiten passen“. Der Flecken Adelebsen suche dauerhaft nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten über Internetanzeigen und die Agentur für Arbeit. Eine neue Sozialassistentin beispielsweise trete im November ihren Dienst an.

Das löse das Problem nicht, so der Einwand der Eltern, was fehle, seien Erzieherinnen oder Erzieher. Sie baten Frase zu prüfen, ob nicht Personal aus anderen Einrichtungen Vertretungen übernehmen könnte. Oder ob es möglich sei, einen „Springerpool“ aufzubauen, um Ausfälle ausgleichen zu können. Das habe die Kirche bereits für ihre Einrichtungen versucht, berichtete der Bürgermeister, sei daran allerdings gescheitert.

Die Eltern hatten weitere Ideen in die Sprechstunde mitgebracht, die sie Frase während des Besuchs der Sprechstunde präsentierten: Personal über eine Zeitarbeitsfirma einzustellen etwa oder die zeitweise Verteilung kleinerer Gruppen von Mädchen und Jungen auf die übrigen Einrichtungen als letztes Mittel im Notfall. Dazu Frase: Ungeachtet der Frage, ob eine solche Maßnahme pädagogisch sinnvoll sei, seien derzeit lediglich in Güntersen zwei freie Plätze verfügbar. Um den Arbeitsplatz für Erzieherinnen und Erzieher attraktiver zu gestalten, könne man zudem darüber nachdenken, dem Kindergarten ein besonderes Konzept zu geben. 

Kita Lödingsen: Sanierung steht noch aus

Und auch Verbesserung der räumlichen Gegebenheiten könnte zur Aufwertung des Lödingser Kindergartens beitragen, meinten die Eltern. Das sei zwar seit zwei Jahren geplant, aber immer noch nicht umgesetzt worden. Die Sanierung des Kindergartens sei beschlossene Sache und auch die Finanzierung sichergestellt, erklärte Frase, bislang aber noch nicht in Angriff genommen worden, weil dem Planungsbüro die Kapazität gefehlt habe. Da sich das mittlerweile geändert habe, solle das Projekt nun begonnen und 2024 abgeschlossen werden: „Die Krippe ist ja bereits erledigt, jetzt wird der zweite Teil abgearbeitet.“

Auch dazu hatten die Eltern eine Idee. Sie hätten bereits mehrfach angeboten, als Soforthilfe in Eigenarbeit einen Innenanstrich zu organisieren und einige Ecken etwa durch neue Teppiche und ein wenig Mobiliar für die Kinder schöner zu gestalten. Das könnten sie leisten, „mit einer kleinen Spende von der Gemeinde“, betonte Sylvia Krumpholz vom Elternbeirat. Frase erklärte, 2500 Euro könne die Gemeinde beisteuern, sollten die Eltern trotz der bevorstehenden Sanierung Verschönerungsmaßnahmen durchführen wollen. Eltern und Bürgermeister beschlossen, sich im Dezember erneut zu treffen. 

Katharina Klocke, GT/ET